Schild "Institut für sokratische Methode" 

Als unsere Abteilung 1981 in den Waldweg 26 einzog, zeigte mir ein Hausmeister einige Kellerräume, die uns zur Verfügung standen. In einer Ecke befand sich ein Haufen Gerümpel, worauf der Hausmeister hinwies und erklärte, das würde er noch in den Müll werfen. Ich sah später genauer nach und fand ein Schild mit der Aufschrift "INSTITUT FÜR SOKRATISCHE METHODE".
Da ich wußte, dass hier ein Begriff von Leonard Nelson enthalten war, nahm ich das Schild und bewahrte es in den Materialien der Abteilung auf.
Vorderseite:


















Rückseite:

(mit handschriftlichem Hinweis: "noch nicht bezahlt 60,-" und Einkerbungen, die vermuten lassen, dass diese Seite als Unterlage bei Metallbearbeitungen diente)
















Nelson hatte eine außerordentliche Professur in Göttingen und war 1927 gestorben. Die Stadt Göttingen widmete ihm später eine Straße neben den Gebäuden der Pädagogischen Hochschule.
Woher stammt nun aber das Schild? Die Pädagogische Hochschule Göttingen entstand erst lange nach Nelsons Tod.
Bislang fand ich 2 Pädagogen, die mit Göttingen und der Sokratischen Methode in Verbindung gebracht werden können:
Gustav Heckmann, der als Schüler von Nelson bezeichnet wird, hatte in Göttingen Mathematik, Physik und Philosophie studiert, 1924 bei Max Born promoviert und 1925 das Staatsexamen für das höhere Lehramt abgelegt. Nach einer Lehrertätigkeit am Landerziehungsheim Walkemühle emigrierte er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 nach Dänemark und 1938 nach Großbritannien. 1946 erhielt er eine Professur für Philosophie und Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Hannover. Er starb 1996 in Hannover.
Ein weiterer ist Rudolf Küchemann, der den Arbeitsschulgedanken mit der sokratischen Methode verband. Er war Lehrer an einer Oberrealschule in Göttingen, die ab 1929 den Namen Oberrealschule mit Reformgymnasium, ab 1933 den Namen Oberschule für Jungen trug (heute: Felix-Klein-Gymnasium). 1934 wurde er aus dem Schuldienst durch die Nationalsozialisten entlassen. Dem damaligen Direktor der Oberschule Walther Lietzmann gelang es aber während des Krieges, Rudolf Küchemann als Aushilfslehrer zurück an die Schule zu holen. 1943 wurde Küchemann sogar wieder in das Beamtenverhältnis berufen. (Quelle)
Am 25. Juli 1945 wurde er von der Militärregierung als Beauftragter für den Wiederaufbau des Sportwesens im Stadt- und Landkreis Göttingen berufen.
Eine weitere Person, die möglicherweise mit dem Schild in Zusammenhang zu bringen ist, ist Walter Ackermann, der Mitarbeiter von Nelson gewesen war und von 1946 bis 1954 als Professor an der PH Göttingen tätig war. Den Hinweis auf ihn verdanke ich Prof. Stimpel.

(Quelle)
Die 1922 durch Nelson gegründete Philosophisch-Politische Akademie setzt die Grundideen für Gerechtigkeit und den demokratischen Sozialismus sowie die Philosophie- und Diskussionsmethode des sokratischen Dialogs fort.
Heckmann, Gustav: Das Sokratische Gespräch.
Erfahrungen in philosophischen Hochschulseminaren.
Hrsg. v. d. Philosophisch-Politischen Akademie mit einem Vorwort von Dieter Krohn zur Neuausgabe. dipa-Verlag Frankfurt a.M. 1993, 153 S.
Nelson, Leonard: Die Sokratische Methode.
Vorwort von Gisela Raupach-Strey. Verlag Weber, Zucht & Co, 2. Auflage, Kassel 1996 (zuerst 1992), 48 S.

(Hans-Dieter Haller)

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